Samstag, 19. Mai 2007

Tag 13 / Abschied


(DR) Es ist der letzte Abend für uns in Glavotok. Ein letzter Sonnenuntergang, ein letztes Mal schlafen im Camper, ein letzter Eintrag im Blog. Der Abschied ist immer traurig. Auch wenn es nicht der erste ist und wir bestimmt nächstes Jahr wiederkommen ist es dennoch immer wieder ein Abschied für immer. Das sich stets alles in Bewegung befindet, und selbst ein so verschlafener Ort wie der Campingplatz in Glavotok vom Wandel nicht verschont bleibt, wird der Ort, den ich verlasse nicht mehr derselbe sein wenn ich wiederkomme. Ich werde nicht derselbe sein.



Manche Veränderungen sind langsam. So langsam, dass man Sie erst gar nicht bemerkt. Doch im Rückblick sind die Veränderungen so drastisch, dass man gar nicht glauben kann sie nicht bemerkt zu haben. So ist es wohl mit allen Dingen. Jeder Moment ist unwiederbringlich, doch seine Bedeutung erschließt sich erst mit einigem Abstand in der Retrospektive.



Mir fallen vergangene und ganz aktuelle Abschiede ein. Ich kann nicht sicher sagen wie alt ich war, aber der erste Abschied an den ich mich erinnern kann war die erste Nacht im neuen Bett, als wir im Haus im Friedhof vom ersten Stock ins Parterre umzogen. Es waren nur ein paar Höhenmeter Unterschied. Doch als ich dort im neuen Bett lag und mir bewusst wurde, dass es ein Abschied für immer sein sollte, nötigte ich meinen Bruder mit mir hinauf in die alte Wohnung zu gehen um noch ein letztes Mal aus dem mir so vertrauten Fenster in die Bäume zu blicken.



Ich bin seither sehr sensibel für Endgültigkeiten. Der Abschied von unserem Hund Dicka, ein sehr dramatischer Abschied aus Glavotok, als ich hier meine erste große Liebe am Vorabend der Abreise kennen gelernt habe, fallen mir ein. Der bisher dramatischste Abschied war der von meiner Katze, und der jüngste ist der vom Friedhof. Seit mein Vater in Rente gegangen ist verbindet mich nun nichts mehr außer meiner Erinnerung an den Ort meiner Kindheit.



Ich vermute das passiert allen. Ständig. Und wie in einem anderen Beitrag schon beschrieben ist nichts wirklich universell bedeutsam. Aber für mich ist’s die Welt, die immer wieder untergeht, um im nächsten Moment wieder neu aber auch fremd zu sein. Und dass es nun mal so ein Muss ist, ist für den Moment nur ein schwacher Trost.

(DP) Sniff, sniff.


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