Donnerstag, 17. Mai 2007

Tag 11 / Zu spät die Tschechen kommen...


(DR)Heute haben wir den Großteil des Tages verschlafen. Lang schlafen und mehrere Nickerchen lassen den Tag nur so vorbei zischen. Zwischendrin war Zeit für eine kleine Mahlzeit und ein rasches Sonnenbad auf dem Steg. Ansonsten gibt es noch vom Siggi zu berichten, dass er Kanada für mindestens so schlimm wie Amerika hält.


Und Amerika kann er so gar nicht leiden. Er erzählt, dass er sich gerne den Tisch selbst aussucht und dass er mal erlebt habe, dass ein Amerikaner ohne Klopapier auf den Lokus gegangen ist. Ja, das muss schon ein ganz besonders kurzsichtiges Volk sein diese Amis. An meinem verzogenen Gesicht konnte er wohl ablesen, dass ich das mit dem „Wait to be seated“ und das mit dem Klopapier als unzureichende Evidenzen empfand und so legte er noch ein „Isch bin stolz ein Deutschä zu sein“ obendrauf. Aber damit das jetzt nicht falsch rüberkommt, er ist bestimmt nicht Rechts denn es beschämt ihn nicht, eine „DDR“ Sportjacke zu tragen.

Aber den Siggi hat’s auch hart erwischt. Zuerst sei ihm die Frau, dann die Kinder davongelaufen, berichtet er. Aber dann hat er seine Derzeitige, die Renate gefunden, und so können die beiden nun ohne Ballast durch die Weltgeschichte flitzen. Erwähnt sei noch, dass diese Informationen als kurze Beisätze, verpackt in einer Kaskade von Witzen, so nebenbei gefallen sind.


(DP)Eigentlich benötigt man für einen richtig gediegenen Rausch sehr wenig. Alkohol, wenn vorhanden saubere Gläser und einen Sitzplatz. Das dachte ich bis heute. Als ich heute die ungekrönten Partyanimals aus der Tschechei dabei beobachtete, wie sorgsam sie über den ganzen Tag hindurch ihren abendlichen Exzess vorbereitet haben, dämmerte mir, dass ich ein blutiger Anfänger im Vergleich zu den grölenden, dicken Bierschlunden bin. Sie reisten gestern Nacht in einem kleinen Autobus mit unleserlichen Aufklebern bedeckt an. (ich stelle mir vor, dass diese Aufkleber so viel bedeuten wie: Bierarmee e.V. - Wir bremsen nur für Spirituosen)

Ihr Anführer kam alleine in einem dicken Benz vorgefahren. Innerhalb des heutigen Tages stellten die Tschechen (es sind im Übrigen ausschließlich Männer) unter Einsatz großer lärmender Gerätschaften und mit ein paar Litern Alkohol, die sie sich so nebenbei reinzogen, ein Partyzelt auf, das sie sorgfältig mit Hilfe eines Hochdruckreinigers säuberten. Im Laufe des Nachmittags karrten sie in kleinen Schiebewägen Flaschen, Fässer und allerlei vielversprechende Behältnisse von ihrem Festzelt zum anderen Domizil vor Ort, einer kleinen Rumpelkammer, die sich ganz in der Nähe unseres Wohnwagens befindet. Möglicherweise ist das ihre Vorratskammer für die nächsten Tage und Nächte. Seit ungefähr 5 Uhr ist die Party im Gange und sie saufen als gäbe es kein Morgen.

Dazu spielte anfangs jemand auf der Gitarre, so dass sie noch den Eindruck einer gesitteten wenn auch trinkfreudigen Gruppe machten. Irgendwann im Laufe des Abends erstarben jedoch die Lieder und es wurde nur noch gesoffen und gegrölt. Vor ein paar Minuten wurde es recht still aber sie sind immer noch am Saufen, so viel kann ich sagen, weil ich sie aus nächster Nähe beobachtet habe.

Wie lange halten sie wohl noch durch? Werden sie ihrem Kater am nächsten Morgen mit einem Konterbier den Garaus machen? Oder haben diese Leistungstrinker den Kater durch gekonnten Umgang mit dem Alkohol schon gänzlich besiegt? Wie lange bleiben sie wohl hier? Wie lange leben sie wohl noch? Fragen über Fragen. Einige davon werden unbeantwortet bleiben.

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