Dienstag, 15. Mai 2007

Tag 09 / Feuchtes Intermezzo


Heute war der erste Regentag. Ja auch solche muss es geben, damit die sonnigen sonnig sein können. Und es ist nach viel Sonne auch eine ganz aufregende Abwechselung. Wir verbrachten einen lauschigen Vormittag im Vorzelt. Das fast hypnotisch wirkende Trommeln auf dem Dach macht dröge, aber alleine die Faszination darüber das obgleich um einen herum alles nass und kalt ist, man wohlig und trocken sitzt und dem Regen nur lauschen muss, ist einen Sensation ins sich.



Nach einem Nickerchen, so ein Regentag lädt ja förmlich zu derlei Aktivität ein, wurden wir durch zorniges Hupen geweckt. Wir hatten ganz darauf vergessen, dass wir uns mit dem Peter auf einen weiteren Einkauf verabredet hatten. Hintergrund dieser Fahrt war, dass Peter seine Bekannten die nunmehr seinen Camper übernehmen sollten von der Kreuzung, ab der die Beschilderung schlecht ist, abholen wollte. Und wissend über unsere Versorgungssituation schlug er vor, dass mit einem Einkauf zu verbinden.


Und nachdem morgen der letzte Tag für den Peter in Glavotok kommen sollte, war dies unsere letzte Chance ihn als Taxi zu missbrauchen.



Weiterhin machten wir Bekanntschaft mit einem Pärchen aus Hessen. Der Siggi (ist sogar auf seinem Arm tätowiert, falls er mal im Suff vergessen sollte wie er heißt) und seine Frau sind echte Abenteurer. Es gibt kaum einen Ort in der Gegend, der nicht schon auf der Karte als besucht abgehakt ist. Sie erzählen von Orten wie der Meerorgel, die mit Wellenkraft Töne produziert, von Orten wo wirklich, also wirklich nichts außer Steinen ist und von Lokalen, in denen man fast so gut isst wie in der hessischen Heimat. Ganz verwundert waren die beiden darüber, dass jemand der so lange hier herunter kommt wie ich, nicht von all diesen tollen Orten weiß. Ich konnte nur darauf verweisen, dass jemand, der seit 30 Jahren immer an denselben Fleck fährt, nicht ein Freund von Abwechslung sein kann.



Ja und da sind noch die Neuen, die von nun an den Peter ersetzen sollen. Erstens ist das schon mal unmöglich, da allein die Masse des Paares vermutlich unsern Peter nicht aufzuwiegen vermögen, und überhaupt zum anderen scheinen diese ganz normale nette Leute zu sein. Laaaangweilig. Naja .. ist wie mit dem Wetter, kann nicht immer Sonne sein.

Der Nachmittag brachte dann schon wieder Sonne, einen lecker Tomatensalat und Spiegeleier. Ich hab mir gleich schon ins nächste literarische Abenteuer geworfen. „The Dark Pattern“ von Philip Jose Farmer. Schon wieder eine Serie, deren erste beide Bücher ich schon in vergangenen Urlauben gelesen habe. Ich werde natürlich hier berichten wie zufrieden stellend dieser Ausflug war, sofern ich ihn rechtzeitig beenden sollte. Aber da uns der Peter ja nicht mehr die Hälfte unseres Tages aus seinem Leben berichten kann, sieht es ganz gut aus.

Da der ganze abenteuerliche Tagesbericht schon vom meinem Vorschreiber abgehandelt wurde, habe ich nun die Möglichkeit, über andere, interessante Dinge zu berichten. Interessante Dinge, die mir so im Kopf umherspuken, aber die, sind wir mal ehrlich, nicht an den Spannungsfaktor von Peter’s Sagen und Legenden heranreichen. Immer, wenn ich die öffentlichen Toiletten im Camp Glavotok betrete, muss ich daran denken, dass sich da im Spülkasten des Klosetts Pipiwasser befindet. Ein würziges Wässerchen wieder aufbereiteter Fäkalsäfte mit einem herrlich blass-gelben Schimmer.

Mhhh, das lässt einem doch das Wasser im Mund gefrieren. Aber tatsächlich ist es natürlich sinnvoll, wenn man dem Mangel an Wasser – schließlich gibt es keine natürliche Trinkwasserquelle – durch Wiederaufbereitung entgegenwirkt. Und wen stört dies schon - wohl nur einen eingefleischten Anhänger von Klosettduschgängen oder Toilettenmundspülungen oder vielleicht Nachbar’s Dackel, wenn er mal wieder einen über den Durst trinken will. Aus den Wasserhähnen läuft natürlich sprudelndes chloriertes Wasser, das, sofern man duschen möchte, in kleinen Häppchen per Duschmarke zur Verfügung steht.

So kann man hier eine wahre Meisterschaft im effizienten Duschen antreten, wenn man versucht, den Duschmarkenverbrauch gering zu halten. Kurz einschalten, den Körper großflächig anfeuchten, ausschalten, Einseifen, Haare shampoonieren, abspülen, ausschalten, Für etwaige Extra- Haarpflegegänge mit Conditioner etc. gilt dieselbe Prozedur, allerdings kann man sich nicht beliebig dort aufhalten, da irgendwann die zugeteilte Menge aufgebraucht ist, und man dann ganz schön alt oder beziehungsweise schaumig aussieht.

Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, nicht zu duschen, weil das hier sowieso nicht allzu üblich zu sein scheint. Der Peter verleiht dem denkwürdigen Umstand, dass er die Unterhose wechselt, dadurch Nachdruck, dass er es bereits am Vortag ankündigt. Mein dicker Freund verkündet nach olfaktorischer Selbstprüfung meist: „Oh, das geht noch“. Unter solch geruchstechnischen Schwergewichten fällt mein fliegengewichtiger Schtonk kaum auf.


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